Das Platt des Dorfes Riehe

 

In Anbetracht, daß im Jahr 2003 die letzte „Trachtenfrau“ in unserem Ort gestorben ist, wird in absehbarer Zeit das „Plattdeutsch“ als Muttersprache bzw Umgangssprache verschwunden sein, da die Gesprächspartner verloren gehen.

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wuchsen die Kinder bis zur Einschulung mit dieser Sprache auf. Das „Hochdeutsch“ war für die Kinder eine Fremdsprache. Um diesem gemeinten Mangel zu begegnen, begannen manche Eltern in der Gegenwart der Kinder Hochdeutsch zu sprechen. Ein weiterer Grund für den Rückgang des „Plattdeutschen“ war der enorme Zuzug von Evakuierten und Flüchtlingen.

Es ist erfreulich, daß in Gruppen und Vereinen die Lindhorster Tracht mit ihren Volkstänzen sowie das Plattdeutsch gepflegt und in Erinnerung gehalten werden.

Da das hiesige Ostfälische Platt immer nur eine gesprochene Sprache war und ist, gibt es kaum schriftliche Aufzeichnungen. Daher gibt es auch keine verbindliche Rechtschreibung gemäß eines „Plattdeutsch-Dudens“.

Bei der Aufzeichnung der gesammelten Wörter hat sich der Arbeitskreis Heimatgeschichte ausschließlich von dem im Kirchspiel Nenndorf (Groß Nenndorf, Klein Nenndorf, Waltringhausen, Riehe, Kreuzriehe und Horsten) gesprochenem Dialekt leiten lassen. Im Kirchspiel Hohnhorst und Beckedorf ist der Sprachklang ähnlich.

Aus drucktechnischen Gründen wurde unser „Plattdeutsch“ in zwei Ausgaben der „Rieher Heimatblätter“ aufgeteilt.

Ausgabe 17a: = Plattdeutsch, - Wörterliste   Hochdeutsch – Plattdeutsch.
Ausgabe 17b. = Plattdeutsch, - Wörterliste   Plattdeutsch – Hochdeutsch.

Die Heimatblätter sind beim Arbeitskreis Heimatgeschichte erhältlich.

Während der französischen Fremdherrschaft (1803-1813) wurden einige Worte in den Plattdeutschen Wortschatz übernommen.
Zum Beispiel Fahrkarte = Billjett (frz).

Wenn das  i  oder  e  separat gesprochen wird, wurde es durch ein Apostroph getrennt.
Zum Beispiel:  heiraten = free’i’en oder behalten = beheo’eln.

Das „verschluckte“  e  zwischen dem  t  und dem  n  wurde durch ein Apostroph dargestellt.
Zum Beispiel:  Pforte = Puart’n.

Zur besseren Darstellung wurden oft zusammengesetzte Worte durch ein Apostroph getrennt.
Zum Beispiel:  Wassereimer = Weata’amma.

Bei den sogenannten Reibebuchstaben  w  und  b  haben wir uns für das  w  entschieden.
Zum Beispiel:  Stiefel = Stiawel  statt Stiabel.

Das gleiche gilt auch für das  a  und  er.
Zum Beispiel:  Wasser = Weata  statt  Weater.

Die Endsilbe  ben  im Hochdeutschen wird im Plattdeutschen zum  m.
Zum Beispiel:  Aufgaben = Upgeam.

Bei der Endsilbe  men  wird im Plattdeutschen das  en  „verschluckt“.
Zum Beispiel:  abräumen = afröim.

Folgt dem sch ein Selbstlaut bleibt es im Plattdeutschen ein sch
Zum Beispiel: Schaf = Scheap

Folgt dem sch ein Mitlaut wird es im Plattdeutschen ein s
Zum Beispiel: schlagen = slea‘en

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der intensive Sprachklang des Rieher Platt wird vor

allem durch die Vielfalt der Zwielaute gestützt

 

 

 

 

 

 

 

Hier einige Beispiele:

 

 

 

 

 

 

 

schlagen

-

slea'en

 

Stiefel

-

Stiawel

mahlen

-

meaheln

 

gebissen

-

ebie’et‘n

getan

-

edean

 

gegessen

-

egie’et‘n

Pfahl

-

Peal

 

Kessel

-

Kie‘etel

Wasser

-

Weata

 

geben

-

gie‘em

nachgemacht

-

nea‘emeaket

 

Leben

-

Liam

Frage

-

Frea

 

sieben

-

sie'em

Tage

-

Dea

 

Woche

-

Wie‘eken

heute

-

vandea

 

 

 

 

Gosse

-

Geat‘n

 

Haus

-

Hius

über

-

eaba

 

Haut

-

Hiut (Milch)

gehen

-

geahn

 

Kraut

-

Kriut

 

 

 

 

 

 

 

Garten

-

Goan

 

oder

-

eoda

raten

-

roa'en

 

Rauch

-

Reouk

wahr

-

woahr

 

 

 

 

klar

-

kloar

 

Urlaub

-

Iualeab

sogar

-

saugoar

 

 

 

 

 

 

 

 

fühlen

-

feu‘eln

kaufen

-

köipm

 

Rübe

-

Reuwe

glauben

-

glöim

 

suchen

-

seuken

taugen

-

döi'en

 

Buchen

-

Beuken

Häuser

-

Höisa

 

 

 

 

trocken

-

dröi'e

 

Bücher

-

Bäuka

teuer

-

döi'er

 

Tücher

-

Däuka

Feuer

-

Föi'er

 

 

 

 

Leute

-

Löi'e

 

wir

-

wee‘i

 

 

 

 

Feier

-

Fee'ia

alt

-

eo‘elt

 

Wein

-

Wee‘in

Laub

-

Leof

 

bei

-

bee‘i

Brot

-

Breot

 

reiben

-

ree‘im

Soße

-

Seoße

 

gegen

-

gäigen

 

 

 

 

 

 

 

 

-

läita

 

 

 

 

Zähne

-

Täine

 

kommen

-

ku‘em

Sense

-

Säißen

 

wohnen

-

wu‘ent

messen

-

mäit‘n

 

 

 

 

 

 

 

 

Küche

-

Küeken

aus

-

uit

 

 

 

 

laut

-

liua

 

Heu

-

Haa

Zaun

-

Tiun

 

Spiegel

-

Spaal

draußen

-

biut‘n

 

 

 

 

Wut

-

Wiut

 

Schuhe

-

Schauhe

 

 

 

 

gut

-

gaut

Hüte

-

Häu'e

 

Bruder

-

Braua

fahren

-

fäuan

 

klug

-

klauk

 

 

 

Plattdöitsch in Räihe (Riehe)

Das Dorf Riehe (Gemeinde Suthfeld seit: 1974) liegt am äußersten

Nordrand des Kreises Schaumburg (bis 1975 Grafschaft Schaumburg).

Riehe hat 523 Einwohner, die in 118 Häuser wohnen.

Von den 523 Einwohnern sind ca. 75% in Riehe aufgewachsen, und haben somit

die Möglichkeit gehabt, das in Riehe gesprochene Platt aufzunehmen.

 

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Das Rieher Platt hat einen bedeutenden Rückgang nach dem Kriege hinnehmen müssen als einerseits

34 Einwohner als Soldaten nicht mehr heimgekehrt waren und anderseits aufgrund der

Aufnahme der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, sich die

Einwohnerzahl in 1946 auf ca. 750 verdoppelte

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