Vorherrschendes und prägendes Besitzrecht in Schaumburg war das
Meierrecht.
Ursprünglich hatte der Bauer, Vollmeier genannt, kein Erbrecht am bewirtschafteten
Hof.
Erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts wurde aus dem zeitlich begrenzten Nutzungsrecht
ein
"erbliches dingliches Recht auf Nutzung fremden Gutes mit der Verbindlichkeit, das Gut den Grundsätzen bäuerlicher Wirtschaftsführung gemäß zu bewirtschaften, bestimmte jährliche Leistungen davon zu entrichten und nach Ablauf bestimmter Perioden einen neuen Meierbrief zu lösen".
Die Einteilung erfolgte nach der Größe des Besitzes,
so wurden die Bauern in Voll- und Halbmeier und in Groß-
Mittel- und Kleinkötner eingeteilt.
Die Meier besaßen das alte Hufenland, und zwar die Vollmeier meist 2 3 Hufen,
die Halbmeier 1 Hufe (30 Morgen).
Die Kötner bewirtschafteten nach Morgen gezähltes Land von 2 30 Morgen.
Um die bäuerliche Existenz zu sichern verbot man im 16 Jahrhundert
eine weitere Aufteilung des Erbgutes unter den Kindern.
Zweite und Dritte Söhne, die als Knechte auf elterlichen und fremden Höfen nicht
unterkamen,
gingen zwangsläufig dazu über, eigene Wohnmöglichkeiten zu schaffen.
Damit entwickelte sich eine neue Bevölkerungsschicht, die Brinksitzer.
Den Lebensunterhalt bestritten die Brinksitzer vorwiegend aus
handwerklicher Tätigkeit, Tagelohn und Landwirtschaft.
Hier liegt jetzt die Vermutung nahe, daß sich um 1550 die ersten
sechs Brinksitzer,
also die ersten Rieher, auf dem Lindenbrink angesiedelt haben. Denn
in einem
"Verzeichnis der aus dem Kirchspiel Groß Nenndorf an Grafen Adolf gemachten
Geschenke"
aus dem Jahre 1582,
findet man im Anschluß an der Ortschaft Waltringhausen nach einem Absatz sechs Namen
unter einer Überschrift "up der rie".
Bei den Namen handelt es sich um:
Heinrich Saller Berent Phiepho Tileke Stedink
Hans Tatich Henni Kauke Heinrich Engelking
So ähnlich könnten die ersten Rieher
Bürger durchaus ausgesehen haben! |
Im Laufe der Jahre haben sich diese
sechs Brinksitzer zu Bauern entwickelt und
durch weitere Ansiedlungen (Familienangehörige usw.) zu einem eigenständigen Dorf
ausgebildet (Riehe),
in dem es auch einen Meier (zwar nur ein Halbmeier) und sechs Kötner gab.
Aus einer Liste "Aller Namen der im
Amt Rodenberg befindlichen Dörfer"
aus dem Jahre 1732 geht folgende Aufstellung hervor:
Halbmeier | 1 |
Hilmer Wilkening | Geringe | 18 |
Johan Otto Schönebeck | |
Köthner | 2 |
Johan Lübke | Geringe | 19 |
Heinrich Lübke | |
Köthner | 3 |
Otto Biesterfeld | Geringe | 20 |
Tielke Flentje | |
Köthner | 4 |
Heinrich Schwake | Geringe | 21 |
Julius Scheve | |
Köthner | 5 |
Johan Otto Schwake | Geringe | 22 |
Hermann Wille | |
Köthner | 6 |
Cord Seegert | Geringe | 23 |
Cord Bock | |
Geringe | 7 |
Gerd Engelking | Geringe | 24 |
Johann Dohmeyer | |
Geringe | 8 |
Diedrich Paul | Geringe | 25 |
Heinrich Barterman | |
Geringe | 9 |
Johan Barterman | Geringe | 26 |
Henrich Stock | |
Geringe | 10 |
Hans Pfingsten | Geringe | 27 |
Herman Lübke | |
Geringe | 11 |
Henrich Tegtmeyer | Geringe | 28 |
Hans Gresell | |
Geringe | 12 |
Cord Wehrhahn | Geringe | 29 |
Tielke Tatge | |
Geringe | 13 |
Cord Döpke | Geringe | 30 |
Johan Otto Pfingsten | |
Geringe | 14 |
Cord Steege | Geringe | 31 |
Dietrich Schermer | |
Geringe | 15 |
Cord Tatge | Geringe | 32 |
Johann Heimers | |
Geringe | 16 |
Christoph Barterman | Geringe | 33 |
Hans Dietrich Scheve | |
Geringe | 17 |
Herman Selle | Geringe | 34 |
Heinrich Turnau |
(Bei dem Begriff "Geringe" muß es sich um eine Art Brinksitzer handeln: "Geringemanns Löie")