Das Rad als beherrschendes Thema
Pumpenfete informiert über Holzräder
und Transportmittel
Das Rad neu
erfunden hat der Arbeitskreis Heimatgeschichte im Verein „Glück-Auf Riehe“
zwar nicht. Die Heimatchronisten stellten das Rad und dessen Herstellung,
Gebrauch und Geschichte jedoch ins Zentrum der jüngsten Ausstellung bei der
gut besuchten Pumpenfete.
Riehe.
„Transportmittel aus früheren Zeiten“ oder „Alles dreht sich um das Holzrad“
lauteten die Themen, mit denen sich der Arbeitskreis im vergangenen Jahr
beschäftigt hat. Längst ist die alljährliche Pumpenfete einer der Höhepunkte
im Veranstaltungsprogramm in der Gemeinde Suthfeld. Bei strahlendem
Sonnenschein folgten erneut zahlreiche Bürger der Einladung an die Pumpe am
Ortsrand zum alljährlichen Sommerfest mit geschichtlichem Hintergrund.
Die Organisatoren Ralf und Wilhelm Schröder haben als Teil der Recherche
alte Berufe erforscht, besuchten den Stellmacher und Tischlermeister
Heinrich Lages in Kreuzriehe und Schmiedemeister Wilhelm Meyer in
Helsinghausen. Die ausgestellten Ergebnisse zeigten dann auch das
Zusammenspiel von Tischler, Stellmacher und Schmied bei der Herstellung des
Holzrades und des Ackerwagens. Komplizierte Handwerksarbeit wurde Schritt
für Schritt anhand zahlreicher Bilder und Zeichnungen an den Stellwänden
nachvollzogen. Zudem gab es Gesellenstücke zu sehen und Fotos von Fuhrwerken
aus alten Zeiten. Dargestellt wurde auch wie die Wagen das Leben der
Menschen begleiteten – von der Hochzeit bis zur Bestattung. „Unser Ziel ist,
diese Informationen festzuhalten für nachkommende Generationen“, betonte „Glück-Auf
Riehe“-Präsident Ralf Schröder. Auf einem Bild klärte sich auch die Frage,
wo die Bezeichnung „blauer Wagen“ herkommt. „Einst war in Riehe sogar das
Fachwerk in blau gestrichen“, hat Schröder so erfahren. Die beiden Experten
Lages und Meyer gaben fachkundige Auskunft zu ihren Gewerken und
beantworteten Fragen der Besucher. Als Anschauungsobjekt diente ein großer
noch fahrbereiter Ackerwagen von Heinrich Matthias aus Helsinghausen. Die
einzelnen Bauteile waren mit Hinweisschildern in plattdeutscher Schrift
versehen. Heute kaum noch vorstellbar: Bis 1960 musste die Rieher
Bevölkerung ihr Wasser mit dem Handwagen von der Pumpe am Ortsrand holen.
Erst ab diesem Zeitpunkt wurde das Dorf an das Wasserversorgungsnetz des
Allernverbandes angeschlossen. Wilfried Thake, der sich bis heute um die
Pflege der Pumpenanlage kümmert, bot mit einem weiteren Anschauungsobjekt
Gelegeheit für lehrreichen Spaß: ein kleiner Handwagen mit Wasserfass.
Genauso wie damals konnten sich die Gäste hier per Handpumpe mit Wasser
versorgen. Ein echter Knüller für die Kinder: Der siebenjährige Tobias Pohle
demonstrierte Jan Niklas Piorek aus Schleswig, der seine Großeltern
besuchte, wie mit der Wasserpumpe in kürzester Zeit ein Maisfeld nebst
Gehweg bewässert wird.
Für vollbesetzte Bänke und Gelegenheit für Gespräche sorgte erneut der von
Vereins-“Vize“ Adolf Ragge organisierte gemütliche Teil – mit
selbstgebackenem Kuchen der Bergmannsfrauen, Getränkewagen und
Bratwurstbude. tes
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Heinrich Matthias (von links) präsentiert seinen fahrbereiten Ackerwagen
gemeinsam mit Schmiedemeister Wilhelm Meyer, den Organisatoren Ralf und
Wilhelm Schröder, Stellmacher und Tischlermeister Heinrich Lages und dem
stellvertretenden Vorsitzenden Adolf Ragge. tes
Aufruf
Heimatverein sucht historische
Dokumente
Um die
Aufarbeitung und Dokumentation der Rieher Heimatgeschichte fortführen zu
können, sucht der Arbeitskreis dringend weitere Bilder und Dokumente. „Zu
unserem Schul-Thema trudeln immer noch Bilder ein“, freute sich Ralf
Schröder über die Mitarbeit der Bürger und hofft mit Anfragen zu konkreten
Themen und Anlässen auf noch größere Resonanz.
Für die kommenden Ausgaben der „Rieher Heimatblätter“ werden gesucht:
• Fotos von Rieher „Persönlichkeiten“ (wie Bürgermeister, Charaktertypen und
Gemeindediener)
• Zeugnisse von Ankunft und Aufnahme von „Ausgebombten“, Flüchtlingen und
Vertriebenen
• Bilder zu politischen Ereignissen (Kaiserreich, Weimarer Republik,
Nationalsozialismus und frühe BRD)
• Brände, Unglücksfälle, Schnee- und Hochwasserkatastrophen
• Wirtschaftsbetriebe (innen und außen)
• Läden, Gasthäuser, Bauernhöfe, Feuerwehrhaus
• Ländliches Arbeiten, Ackerwagen, Schubkarren, Kutschen, Waschen und Baden,
Schneeräumarbeiten
• Rieher Poststellen (innen und außen, Betreiber)
• Vereinsbilder, Feste und Wintervergnügen
• Schule, Schüler und Lehrer
Besonders interessant seien Motive zur Ortslage, Feldmark und Geschichte des
Ortes. Aber auch alte Rechnungen, Aufzeichnungen, Zeitungsausschnitte helfen
die Geschichte des Dorfes aufzuarbeiten.
„Alle Exponate sollten älter als 50 Jahre, mindestens aber vor 1975
entstanden sein und werden kurzfristig und unversehrt zurückgegeben“,
versicherte Schröder. Wer über Bilder und Dokumente verfügt, wird gebeten
sich bei Ralf Schröder, Telefon (0 57 23) 7 69 62, oder Wilhelm Schröder,
Telefon 67 84, zu melden. tes |